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Zur Hochzeit - zum Geburtstag
Mein Lebenslauf
 
Ich war von frühester Jugend allein, auch als ich geboren wurde, war ich allein. Meine Eltern waren gerade auf dem Acker und holten Kartoffeln. Die Kartoffeln gehörten zwar nicht uns, aber wir holten sie immer dort, denn der Mann, dem der Acker gehörte, war sehr reich. Das sah man daran, weil er eine eingebaute Eieruhr hatte, denn wozu brauchen Eier zu wissen, wie spät es ist. Meine Familie war eine Schifferfamilie. Mein Vater ist 50 Jahre auf Dauerwelle gefahre und meine Mutter war Kassiererin bei einer Schiffschaukel. Wir waren viele Kinder zu Hause. 10 Mädchen, 10 Jungen und 6 andere. Die Jungens hießen alle Paul, nur Otto hieß Wilhelm. Der Jüngste von uns musste während der ersten 2 Jahre im Rucksack an der Wand schlafen wegen Platzmangel. Die anderen 24 lagen in zwei Betten, keiner wollte an der Wand schlafen. Beim Wecken war das immer ein Kuddelmuddel. Stets wurde der Verkehrte geweckt. Ich bin einmal aus Versehen 4 Wochen liegengeblieben. Inzwischen kam ich zur Schule. Der Lehrer meinte, auf mich hätte er gerade noch gewartet. Ich kann wohl sagen, ich war immer der erste auf dem Nachhauseweg. Der Lehrer war sehr dumm, und was er nicht wusste, das fragte er mich. Ich hab ihm aber nicht immer alles gesagt. Einmal frag-te mich der Lehrer, wie viel die Hälfte von 12/3 ist - Da ich es nicht wusste, meinte ich, viel könnte es nicht sein. - Einmal kam mein Bruder aus der Schule und weinte. Papa fragte, warum weinst du. Er sagte, ich habe nicht gewusst wo die Azoren liegen. Da sagt Papa, dann pass das nächste Mal auf, wo der Lehrer sie hinlegt. Einmal spielte ich mit meinem Bruder auf der Straße. Da kommt eine Dampfwalze und fährt meinen Bruder Paul platt,wie eine Briefmarke. Der Fahrer jammert: Welch ein Unglück. Ich sage, das ist nicht so schlimm, den haben wir noch einmal zu Hause, er ist einer von den Zwillingen. Da habe ich ihn zu Hause unter die Tür geschoben. Inzwischen kam ich aus der Schule und musste eine Lehrstelle annehmen. Ich kam zuerst zu einem Fleischer in die Lehre. Also was tat der nicht alles in die Wurst! Ich sagte: Wenn das mal rauskommt, was da reinkommt, kommen Sie rein und nicht wieder raus. Da durfte ich mir eine neue Lehrstelle suchen. So kam ich denn zu einem Schmied in die Lehre. Er gab mir einen Hammer, führte mich zu einem Amboss und sagte: Immer wenn ich nicke, dann haust du zu. Er hat aber nur einmal genickt. Nach seiner Beerdigung kam ich zu einem Kaufmann in die Lehre. Dort war ich auch nicht lange, denn ich bekam eines Tages den Krampf in der rechten Hand, gerade als sie sich in der Laden-kasse befand. Mein Prinzipal muss das wohl falsch verstanden haben, denn er drückte mir beide Dau-men ins Gesicht. - Nun kam ich zu einem Fotografen

Da kam eines Tages ein Mann, der meinte, ich sollte ihn seine Familie vergrößern. Ich sagte, das soll man der tun, der damit angefangen hat. Mein Chef meinte, man hätte mir wohl eine verkehrte Birne ein-geschraubt. - Später ging ich dann zur Bühne. Dort hatte ich zunächst nur tragende Rollen zu spielen, denn ich durfte jeden Abend einen Eimer Wasser über die Bühne tragen. Das war mir natürlich zu we-nig. Der Direktor erlaubte mir dann, dass ich 2 Eimer tragen durfte. Später spielte ich dann einen von den Räubern in dem Stück: Die Räuber von Schiller. Die Rolle habe ich so echt gespielt, dass 14 Tage später dem Publikum noch immer die Wertsachen fehlten. Der Direktor meinte: Ich sei nicht mit Geld zu bezahlen, deshalb habe ich auch nie etwas gekriegt. Mit dem Direktor kam ich dann auch auseinander und das kam so: Den ganzen Tag war mir schon schlecht, darum nahm ich einige Cognacs zu mir, es waren nur 36 Stück. Als ich dann abends vor dem Direktor stand, fiel mir doch das Essen aus dem Ge-sicht und gerade auf seinen neuen Anzug. Er schrie mich an: Sie Schwein! Ich sagte, wenn ich ein Schwein bin, dann sehen Sie sich mal mit Ihrem beklecksten Anzug an und dann sagen Sie mir mal, was Sie sind. - Dann kaufte ich mir ein Auto. Als ich gerade dabei war, den Wagen anzukurbeln, kam ein altes Mütterchen, legte mir einen Groschen auf den Kühler und meinte: Das ist man gut, dass nicht alle Drehorgeln so laut spielen. Mit dem Auto war es auch bald aus. - Jetzt wollte ich mal zur See fah-ren, aber da muss man sich erst untersuchen lassen. Dazu musste ich zum Kreisarzt zur Untersu-chung. Er sah in mein linkes Auge und meinte: Mann, Sie haben ja eine verstaubte Lunge. Ich sagte: Herr Doktor, Sie haben ja einen Vogel. Sie müssen ins rechte Auge sehen, denn das linke ist ein Glas-auge. Mit der Seefahrt war es natürlich auch vorbei. - Nachher habe ich keinen Beruf mehr angenom-men, ließ meiner künstlerischen Natur freien Lauf und bin Dichter geworden.

Gestatten Sie mir, dass ich Ihnen einige Gedichte vortrage:

Der Baum

Der Baum hat sehr viele Aste und das ist doch das Beste, wäre er kahl, wäre es ein Pfahl.

Das Krokodil

Im Ganges schwimmt was langes, wäre es im Nil, wäre es ein Krokodil.

Der Mensch

Auch wenn er stumm ist, ist er gesund, hört er lang, ist er krank, ohne Brot ist er tot.