Die
Wartburg bei Eisenach
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Die Silhouette der heutigen Wartburg entspricht sicher nicht der Gründergestalt in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts und vermutlich auch nur entfernt der Ansicht der Burg der Thüringer Landgrafen im Zenit ihrer Macht um 1200. Mittelalterliche Kaiser, Könige, geistliche und weltliche Fürsten unterwarfen | ||
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sich einem repräsentativen Bauzwang. Der Umfang baulicher und architekturbezogener künstlerischer Leistung entsprach ihrem jeweiligen Stand. Der Palas, von dem überwiegende Teile der originalen Bau-substanz erhalten blieben, wurde in den beiden vergangenen Jahrhunderten restauriert und weitgehend | ||
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richtig rekonstruiert. Ich besichtige dieses Bauwerk, das als Weltkulturerbe gilt. Es ist ein fast schöner Tag - und die Burg ist von ziemlich vielen älteren Menschen bevölkert. Von der Führung habe ich mir wesentlich mehr versprochen, aber die Innenausstattung ist weitgehend nicht mehr erhalten - aber wert- | ||
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volle Sammlungen sind zugekauft worden und werden hier ausgestellt. Faszinierend die beiden Burgin-nenhöfe, die in einem gut restaurierten Fachwerk strahlen. Ich lausche den Ausführungen der Führerin und erfahre so z. B. , dass die Zisterne - eine von zweien - ca. 9 m tief ist und zur Wasseraufbereitung diente. Ansonsten wurden die Wasservorräte von Eseln auf die Burg gebracht - Heute allerdings nicht. | ||
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Die Lutherstube Die schlichte Stube - früher auch als Kavaliersgefängnis genutzt, diente Junker Jörg-Martin Luther in der Zeit vom 4. Mai 1521 bis zum 1. März des folgenden Jahres als Wohn- und Arbeits-stätte an die sich der Schlafalkoven anschloss. Hier verfasste er neben 13 kleinen Abhandlungen und Briefen eine Predigtsammlung - die sogenannte Wartburg-Postille und übertrug das neue Testament in eine allgemeinverständliche deutsche Schriftsprache. Die seit 1853 auf der Wartburg beheimatete Lut-her-Bibliothek bewahrte etwa 450 Lutherschriften der Reformationszeit. Der authentische und bis heute nahezu unveränderte Ort von Luthers Bibelübersetzung war bereits seit dem 16. Jahrhundert das Ziel zahlreicher Pilger, die oft ihre Nahenszüge in den Holzbohlen der Wände hinterließen. Den Teufelspunkt, den Luther in der nächtlichen Burg erlebt haben wollte, uns seine andernorts belegte Äußerung, er habe den Teufel mit Tinte bekämpft, verknüpfte die Nacdhwelt nur allzugern zur Legende. Der noch vor einem Jahrhundert gepflegte Tintenfleck an der Wand der Lutherstube galt als Nachweis einer Handgreiflichkeit zwischen dem Reformator und seinem dämonischen Widersacher und reizte zur Souvenierentnahme. Auf diese Weise wurde auch Luthers Arbeitstisch zerstört. An seine Stelle trat 1817 der bäuerliche Kastentisch aus dem Hause seiner Vorfahren in Mühra. Zum ursprünglichen Inven-tar gehört der Walwirbel, der Luther als Fußbank diente. |